Beschreibung
Der Rabensaal war viele Jahrzehnte lang der größte Saal in Laupheim. Er gehörte zusammen mit der „Wirtschaft zum Raben“ der katholischen Kirchengemeinde, die ihn in den Siebzigern an die Stadt Laupheim verkaufte.
Der Saal war so etwas wie der „kulturelle Mittelpunkt“ der Stadt. Vor allem die Katholiken feierten hier ihre Feste: Erntedank, Gemeindeweihnacht, Theater mit religiösem oder belehrendem Inhalt. z.B. „Das Lied der Bernadette“, Lichtbildervorträge von Laupheimer Missionaren, Treffen der katholischen Organisationen, Primizfeiern, Priesterjubiläen... Es fanden aber auch die Faschingsbälle der großen Laupheimer Vereine im „herrlich dekorierten Saal“ statt: Sängerbund, Stadtkapelle, Fußballverein Olympia, Kolping.
Beliebt waren große Hochzeitsfeiern und Jahrgängertreffen im Rabensaal, aber auch die Schulen nutzten den Saal für Entlassfeiern. Parteiveranstaltungen der CDU waren „wegen des großen Andrangs“ ebenfalls dort.
Meine Eltern hatten hier ihre Fünfziger- und Sechzigerfeier. Mein Bruder Kurt erhielt im Rabensaal feierlich sein Abschlusszeugnis der Oberschule ausgehändigt. Ich selbst erlebte als Junge hier die Wiener Sängerknaben mit zwei Kurzopern von Mozart, für mich ein unvergessliches Erlebnis. In einem der alljährlich stattfindenden Theaterspiele zum Kinderfest spielte ich mit großem Erfolg auf der Rabenbühne einen Hofnarren (Titel: „Die Gänseliesel am Brunnen“). Mit 17 durfte ich zum ersten Mal zum Kolping-Fasching.
In der frühen Nachkriegszeit war der „Raben“ für die ausgehungerte Bevölkerung wegen seiner großen Portionen weit berühmt. An jedem Wochenende standen mehrere Busse vor der Wirtschaft.
Im Zuge der Neugestaltung des Rupf-Areals wurde der „Raben“ samt Saal im Dezember 2010 abgerissen. Hier entsteht ein großer Parkplatz.
Manfred Schwarz, Dezember 2010